Material ist der Ausgangsstoff jeder künstlerischen Arbeit, es ist Träger und Medium der Idee. Computer- und Kommunikationsmedien gelten dagegen als Inbegriff des Immateriellen. In den letzten Jahren erleben wir das Verschwinden des Computers in den Dingen ihrer Umgebung. Handelnde Objekte in reaktiven Umgebungen sind aber nur durch Arbeit am Material realisierbar und verstehbar.
Das Seminar führt die Themen des Seminars › Datencyclotron und „Materialize!“ des vergangenen Sommersemesters weiter und setzt diese in Projekte um. Dabei steht die Wechselwirkung zwischen Materialisierungs- und Dematerialisierungsprozessen im Mittelpunkt. Ziel ist es, zur ISEA 2010 – International Symposium on Electronic Arts vom 20.-29. August 2010 – im Rahmen von Ausstellungsbeiträgen, Präsentationen und Aktionen die Resultate zu präsentieren.
Die Virtualität des Datenuniversums täuscht leicht darüber hinweg, dass sich dahinter eine handfeste ‘Schwerindustrie’ von Supercomputern, Datenleitungen und Peripheriegeräten verbirgt. Diese eigentümliche Ambivalenz von Schwere und Schwerelosigkeit, von Materialität und Dematerialisierung, von Hardware und Software ist Thema des Seminars.
Wir betrachten die Welt heute nicht mehr als deterministisch ablaufendes Uhrwerk und das Leben als gottgegebenes Schicksal. Das, was uns „zu-fällt“ gehorcht in der Masse zwar strikten mathematischen Regeln, für den Einzelnen ist das Zufällige aber ein kreatives Element der Alltagsrealität. In den Wissenschaften wie in der individuellen Lebensplanung geht es nicht mehr darum, den Zufall aus der Welt zu schaffen, sondern ihn als Notwendigkeit zu erkennen und als Quelle für Handlungsspielräume zu nutzen.
Das Seminar möchte dazu einladen, dass Lehrende und Studierende aus den Bereichen der Kunst, des Films und der Wissenschaft zusammenfinden, um an Konzepten und Filmen zu arbeiten, mit denen das künstlerische Profil der KHM beschrieben werden kann.