Technics and society

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Georg Trogemann

Die Sizilianischen Förster (pdf)

 

Not only from nature but also from our technologies we have learnt that we will never be ably to completely understand and control complex systems. Regardless of wether they are natural or man-made, sufficiently complex systems will always be able to suprise us and contain some residual risks.

If we take this fact seriously, what does this then imply for a responsible treatment of nature, technology and society? How are we supposed to act while the consequences of action are impossible to predict? What strategies can we follow – apart from retreating respectfully – if the problems are apparent but the possible courses for action are obscured? How can we make plans for a world that may  always surprise us? What are possible roles for us in a world where sufficient knowledge and sustainable control are absent? What can a steersman (Cybernetician) do, if there is no port of destination?

 

 

Technik, Leben und Gesellschaft – kybernetische Handlungsstrategien

 

Workshop Organisation:

Ursula Damm, Bauhaus-Universität Weimar

Georg Trogemann, Kunsthochschule für Medien Köln

 

Abstract

Kybernetik ist »eine Theorie der Maschine, aber sie behandelt nicht Dinge, sondern ihr Verhalten. Sie fragt nicht Was ist ein Ding?, sondern Was tut es?« (Ross Ashby).

 

Aus heutiger Sicht lässt sich sagen, dass Kybernetik der umfassende Versuch war, die Grundstruktur von Prozessen zu verstehen. Zentrale Fragen waren: Wie stellt sich in vernetzten und rückgekoppelten Systemen Gleichgewicht ein (Feedback und Homöostase)? Welche Rückschlüsse auf die innere Struktur eines Prozesses können wir aus der Beobachtung seines äußeren Verhaltens gewinnen (Blackbox, blinder Fleck)? Wie gelingt es Prozessen, ihre eigene Identität zu generieren (Autonomie und Autopoiese) und wie reproduzieren sich diese?

 

Andrew Pickering benutzt den Begriff der exceedingly complex systems um Prozesse zu charakterisieren, die eine eigene innere Dynamik besitzen, mit der wir zwar interagieren können, die sich aber nie vollständig verstehen lassen. Es gehört zum Wesen solcher Systeme, dass sie immer im Werden begriffen sind und wir deshalb jederzeit auf Überraschungen gefasst sein sollten. Wenn aber unsere Natur, unsere Technik und unsere gesellschaftlichen Organisationsformen aufgrund ihrer komplexen Struktur nie vollständig vorhersagbar sind, wie sehen dann geeignete Handlungsstrategien für unseren Umgang mit der Welt aus? Nach Pickering können wir dennoch auf konstruktive und kreative Weise weiter machen, auch in einer Welt von äußerst komplexen Systemen. Die Moderne war: repräsentativ, kalkulierend, planend. Die Nicht-Moderne ist für Pickering dagegen performativ. Daraus leitet er eine zentrale Implikation für unseren Umgang mit der Natur ab: Wir müssen der Natur Respekt zollen, weil sie unbeherrschbar ist und es immer bleiben wird. Wir müssen im Handeln das performative Werden der Natur berücksichtigen und in unsere Strategien einbeziehen (Gordon Pask). In diesem Bild geht es nicht mehr zentral um Wissen, sondern um Performanz. Kybernetik wird hier zum ontologischen Theater.

 

Wenn wir diese Betrachtungsweise ernst nehmen, was kann verantwortungsbewusster Umgang mit Natur, Technik und Gesellschaft dann heute heißen? Wie können wir handeln, wo wir prinzipiell nicht mehr die Folgen des Handelns abschätzen können? Was für Strategien – außer eines respektvollen Rückzugs – können wir anwenden, wenn die Probleme zwar auf der Hand, sinnvolle Handlungsmöglichkeiten aber im Dunkeln liegen? Wie planen, in einer Welt die uns immer überraschen kann? Welche Rolle wählen wir für uns selbst, wenn wir uns von den Vorstellungen eines hinreichenden Wissens und nachhaltiger Kontrolle verabschieden müssen? Was kann ein Steuermann (Kybernetiker) überhaupt leisten, wenn es keinen Zielhafen mehr gibt?

 

Exemplarische Fragen die der Workshop behandeln will lauten:

 

– Wenn die Utopie der Kontrollierbarkeit wegfällt und wir Ontologie des Werdens ernst nehmen, welche Schlüsse müssen daraus für gesellschaftliche Regelprozesse gezogen werden?

 

– Welche Rolle können Kunst und Kultur dabei spielen?

 

– Stellt die Kunst mit ihren hoch-rekursiven und einfühlenden Praktiken nicht bereits Strategien zur Verfügung, die in der Lage sind, den Antrieben und Kräften der Natur zu folgen?

 

– Wie könnten Handlungsstrategien für komplexe Umgebungen aussehen?

 

– Wie können wir die blinden Flecken in den Selbstbeschreibungen der Gesellschaft aufzeigen?